"Moderne Erziehungskonzepte begünstigen die Entstehung von Verschwörungserzählungen."
(Christoph Müller)
Anmerkungen:
Man verzeihe mir die steile These, aber mich interessiert halt Ursache und Wirkung, und Kinder und Gesellschaft liegen auch mir am Herzen.
Zur Sache: Die Gesellschaft verändert sich. Häufig wird z.B. beklagt¹, dass Einsatzkräfte behindert, beschimpft oder sogar körperlich bedrängt werden. Desweiteren wird beobachtet, dass Verschwörungsmythen (Verschwörungstheorien²) zunehmen. Beides hat meines Erachtens eine gemeinsame Ursache: dass in Erziehung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit übermäßig Ansprüche thematisiert werden. Dies begünstigt eine Erwartungshaltung, und wenn diese enttäuscht wird, entstehen Frustration bis Aggression. Zur Veranschaulichung: Wenn mir etwas zusteht, und ich das nicht erhalte, dann wurde mir offensichtlich etwas vorenthalten, so eine gängige Denkweise. Damit sind wir bereits bei Verschwörungserzählungen angekommen. Und: entsprechendes Verhalten folgt daraus.
"Wut ist das Ergebnis von unerfüllten Erwartungen."
(Eva Illouz) (-> Details)
(Bild: ChatGPT)
Lösungsansatz: Zur Gewährleistung von Ausgewogenheit sollten wir in Erziehung und Bildung auch die Bereitschaft kultivieren, Erwartungen Anderer zu entsprechen. Kinder dürfen freundlich, aber bestimmt daran gewöhnt werden, dass Erwartungen an sie gestellt werden.³
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¹ Beklagen und bemängeln sind derzeit populäre Außerungsformen. Sie bewirken aber nichts in Richtung Lösung.
² Der Begriff "Verschwörungstheorie" wird oft als unpassend angesehen, weil keine wissenschaftliche Betrachtung dahinter steckt. Ich ziehe es daher vor, den Begriff "Verschwörungsmythen" oder "Verschwörungserzählungen" zu verwenden. Siehe auch -> BPB
³ Bei berufserfahrenen Menschen ist es manchmal sinnvoll, Erwartungen von Kunden z.B. zu hinterfragen. Wiederholte Schüler-Fragen "Wozu brauche ich das später?" empfinde ich dagegen als Unsitte. Wenn eine Lehrkraft im Motivieren geschickt ist, ist das natürlich super. Den Bildungsplan sollte sie aber keinesfalls rechtfertigen müssen. Und: Das Verstehen von Anweisungen ist eine der elementarsten Kompetenzen im Berufsleben.